Feministische Politik ist ein zentraler Bestandteil linker Organisierung und darf weder als Nebenschauplatz noch als reine „Querschnittsaufgabe“ verstanden werden. Innerhalb der Linksjugend Sachsen wollen wir deshalb den Anspruch formulieren, feministische Leitlinien konsequent in unsere Strukturen, unser Handeln und unsere politische Kultur zu integrieren. Dabei geht es nicht nur um formale Gleichstellung, sondern um die aktive Schaffung von Räumen, in denen FLINTA*-Personen sicher, gehört und ernst genommen werden.
Ein feministischer Leitfaden für unsere Organisation dient dazu, Erwartungen klar zu formulieren, Verantwortlichkeiten zu benennen und konkrete Handlungsperspektiven aufzuzeigen. Er soll die Grundlage dafür schaffen, dass sowohl im alltäglichen Miteinander als auch in den politischen Strukturen eine Praxis etabliert wird, die Diskriminierung und patriarchale Verhaltensweisen systematisch zurückdrängt.
Unser Ziel ist es, feministische Arbeit nicht dem Zufall oder dem Engagement Einzelner zu überlassen, sondern sie als kollektive, verbandsweite Aufgabe zu begreifen. Daher haben die Teilnehmenden des FLINTA*-Tags konkrete Erwartungen an die Cis-Männer im Verband formuliert, welche die Grundlage für dieses Leitfadens bilden sowie die Ziele, die durch diesen realisiert werden sollen.
Wir erwarten, dass…
…Cis-Männer Kritik ernstnehmen und eigenständig sich zur Reflexion verpflichtet fühlen. Sie sprechen FLINTA*s keine Meinung ab und unterbrechen diese nicht.
…Cis-Männer eigene Initiative zeigen sich feministisch zu bilden und sich dazu verpflichtet fühlen Fehlverhalten anderer Cis-Männer direkt anzusprechen und sie zu konfrontieren.
…Cis-Männer sich für eine gerechte Arbeitsverteilung in Basisgruppen und Gremien einsetzen und ebenso Verantwortung für Care-Arbeit übernehmen. Zudem wird die Arbeit von FLINTA*s gewertschätzt und anerkannt.
Wir wollen jedoch nicht nur patriarchale Elemente im Verbandsleben abbauen, sondern auch FLINTA*s empowern. Dafür brauch es konkrete Leitlinien für Führungsgremien, Wahlgremien, Basisgruppen und weitere interne Strukturen.
- Strukturen sichtbar machen
Sichtbarmachung ist die effektivste Strategie und Grundvoraussetzung, um Strukturen interner Ungleichbehandlung aufzubrechen. Dafür ist es nötig, die bestehenden Probleme und ihre Symptome konkret in den Blick zu nehmen, beispielsweise in Bezug auf die Förderung von FLINTA*-Personen in Führungspositionen oder das Recht, gehört zu werden. Oft sind bestehende Probleme so normal geworden, dass wir sie als natürlich wahrnehmen. Dann heißt es zum Beispiel: «Nina ist verantwortlich für Kaffee und Aufräumen, weil sie das gern übernimmt», oder «Ole weiß viel über die EU, deshalb ist er der Ansprechpartner für Vorträge zum Thema». In jedem Kontext ist das Sichtbar-Machen der erste Schritt, um Veränderungen zu bewirken. Es liegt in unserer gemeinsamen Verantwortung.
- Unsichtbar-Machen
Vorgänge des Unsichtbar-Machens vollziehen sich auf praktischer, politischer und theoretischer Ebene, zum Beispiel dann, wenn ein Redebeitrag in einer Diskussion ignoriert wird, eine Mail unbeantwortet bleibt oder wenn einer politischen Meinung mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird als einer anderen. Wem wird die Autorität in ideologischen Fragen zugeschrieben? Wer führt den Vorsitz und welche Aufgaben gelten als die wichtigsten? Es kommt vor, dass Cis-Männer in Sitzungen wiederholen, was bereits von einer Frau gesagt worden ist, ohne auf den ursprünglichen und nun unsichtbar gemachten Beitrag zu verweisen. Das Engagement und die Kompetenz von FLINTA*s wird ausgeblendet. Diese Mechanismen zeigen sich deutlich in Protokollen und dokumentierten Materialien. Egal ob es bewusste oder unbewusste Handlungen sind: Sie vermitteln FLINTA*s das Gefühl, ihre Stimme hätte weniger Relevanz, und erschweren es ihnen, als politische Expert:innen anerkannt zu werden.
Maßnahmen gegen das Unsichtbar-Machen
- Macht darauf aufmerksam, wenn auf Beiträge von FLINTA*s nicht eingegangen wird, oder geht selbst darauf ein.
- Nehmt Bezug auf die Beiträge von FLINTA*s. Nennt sie unbedingt beim Namen, zum Beispiel: «Wie Aisha vorhin gesagt hat …»
- Macht Prozesse des Unsichtbar-Machens sichtbar und weist darauf hin, wenn jemand etwas wiederholt, was eine FLINTA schon gesagt hat, ohne es deutlich zu machen.
- Führt Statistiken zu den Redebeiträgen und wertet regelmäßig aus, wer spricht und wie lange. Um eine bessere Grundlage zu haben, sollten Redestatistiken über mehrere aufeinanderfolgende Treffen geführt werden.
- Die Aufteilung in Kleingruppen und Gesprächsrunden, in denen jede*r zu Wort kommt, können große Gruppen egalitärer machen. Niemand fühlt sich wohl dabei, eine ganze Sitzung lang zu schweigen.
- Denkt darüber nach, wie ihr FLINTA* mehr Raum geben könnt. Bestärkt FLINTA*, die sich einbringen. Stellt sicher, dass ihr Engagement in Protokollen und anderen Dokumenten sichtbar wird. Erkennt deren Arbeit an und wertschätzt diese offen, nicht nur im kleinen Kreis.
- Lächerlich-Machen und Zum-Objekt-Machen
Das Lächerlich-Machen ist ein wirksames Instrument, um jemandem Autorität und Selbstsicherheit zu nehmen. Etwas, was gesagt wird, wird ins Lächerliche gezogen oder in einen Witz auf Kosten der Person verwandelt. FLINTA*s bekommen zuweilen Lob für ihr Aussehen, Cis-Männer Anerkennung für ihr Wissen und ihre Kompetenz. In politischen Zusammenhängen können Kommentare über das Aussehen ablenken, sie können eine Person zum Objekt machen und als herabsetzend empfunden werden.
Maßnahmen gegen Lächerlich-Machen und Zum-Objekt-Machen
- Redet miteinander. Richtet FLINTA*-Treffen ein und diskutiert, ob ihr schon einmal lächerlich gemacht oder als Objekt behandelt worden seid. Überlegt euch gemeinsame Strategien, wie ihr das nächste Mal damit umgehen wollt. Setzt euch für einander ein.
- Akzeptiert nicht die zu gewiesene Rolle, hinterfragt unangemessenes Verhalten. Der «Scherz» war nicht lustig!
- Es kann helfen, die Folgen des Verhalten seiner Person zur Sprache zu bringen.
- Reagiert, wenn jemand versucht, FLINTA*s oder ihre Meinungen herabzusetzen. Wiederholt das Geäußerte und fordert Klarstellung
- Lacht nie mit, egal ob der Spott einem selbst oder jemand anderem gilt.
- Macht FLINTA*s Komplimente für anderes als ihr Aussehen.
- Unterstützt Personen, die zu Objekten gemacht werden, indem ihr entsprechende Bemerkungen als unangemessen benennt und Reflexion einfordert
- Zurückhalten von Informationen
Ein weiteres Problem sind informelle Netzwerke, zu denen FLINTA*s keinen Zugang haben. Wenn Sitzungsunterlagen nicht vorliegen, Unterlagen zu Berichten und anderen Tagesordnungspunkten fehlen oder Absprachen fast ausschließlich unter Cis-Männern getroffen wurden, haben FLINTA*s oft das Gefühl, nicht zu den gleichen Bedingungen wie Cis-Männer an Diskussionen teilnehmen oder Vorschläge machen zu können. Auch Wissen und Skills werden oft nicht ausreichend weiter gegeben, wodurch FLINTA*s sich unmächtig fühlen können.
Maßnahmen gegen das Zurückhalten von Informationen und Skills
- Besteht darauf, Unterlagen möglichst frühzeitig zu erhalten.
- Erstellt möglichst viele schriftliche Materialien, damit alle auf dem gleichen Kenntnisstand sind, auch wenn FLINTA*s nicht anwesend sein können
- Fordert die Vertagung von Themen, wenn keine Vorbereitung möglich war.
- Stellt sicher, dass es bei Sitzungen Personen gibt, die moderieren, Protokoll schreiben und eine Redner*innenliste führen. Spontane Diskussionen können in bestimmten Situationen gut sein, aber es besteht ein großes Risiko, dass nur einige wenige Teilnehmer den Ton angeben.
- Nutzt vielfältige Sitzungsmethoden, um Treffen zu demokratisieren und alle einzubinden.
- Sorgt dafür, dass alle Menschen einen Zugang zur Cloud haben, und erklärt Abkürzungen, wenn neue Menschen, vor allem FLINTA*s anwesend sind.
- Innerverbandlicher Feminismus in der Praxis
Die Bemühungen zur Überwindung bestehender Strukturen und zum Ausbau eines funktionierenden innerverbandlichen Feminismus müssen reflektiert umgesetzt werden, unterschiedliche Aspekte berücksichtigen und alle Verbandsebenen abdecken. Für die verbandsinterne feministische Arbeit sind klare Ziele und Zwischenziele essenziell. Außerdem braucht es eine Strategie, mit welchen konkreten Schritten diese Ziele erreicht werden sollen. Die Strategie sollte als Richtweg für die Gestaltung der internen feministischen Arbeit dienen und regelmäßig debattiert und überprüft werden. Beim Ausarbeiten einer Strategie geht es auch darum, nicht-offensichtliche Flecken zu erkennen und zu beseitigen.
- Verantwortung von Führungsgremien
Eine grundlegende Voraussetzung für das Gelingen interner feministischer Arbeit ist ein konsequenter und systematischer Ansatz. Die Umsetzung der feministischen Maxime innerhalb des Landesverbandes erfordert eine langfristige Planung auf den verschiedenen Verbandsebenen. Wenn sich die Vorstände der Sache nicht annehmen, wird es auch für die Gesamtorganisation schwieriger, sich damit auseinanderzusetzen. Die Landesverbandsführung trägt die Verantwortung, mit gutem Beispiel voranzugehen.
Die Aufklärung über innerverbandliche feministische Strukturen sollte Teil jeder Schulungsmaßnahme für Vorstands- und Gremienmitglieder werden.
Maßnahmen für ein feministisches Führungsgremium
- Schafft eine klare Aufgabenverteilung innerhalb und außerhalb des Gremiums.
- Benennt Kontaktpersonen, damit die Mitglieder wissen, an wen sie sich wenden, können. Benennt ebenso eine Feminismusbeauftragte:n im Gremium. Dennoch bleibt es Aufgabe aller den innerverbandlichen Feminismus zu stärken.
- Reagiert und setzt ein Zeichen, wenn Verhaltensweisen in der Linksjugend nichts verloren haben.
- Entwickelt und probiert neue Formen der innerverbandlichen feministischen Arbeit.
- Bleibt in ständigem Austausch und Kontakt mit den FLINTA* Mitgliedern in den Basisgruppen.
- Bestärkt und honoriert das Engagement von FLINTA*, auch wenn sie selbst nicht Teil des Führungsgremiums sind.
- Ermutigt FLINTA*s, sich gegenseitig zu unterstützen und arbeitet als FLINTA*s innerhalb des Gremiums gemeinsam.
- Setzt Ziele und Teilziele dafür, wie die Arbeit funktionieren soll.
- Wertet die feministische Arbeit aus, schreibt Berichte und erstellt Statistiken, um ihre Effektivität messbar zu machen. Eure Bemühungen sollten zu Ergebnissen führen.
- Verantwortung von Wahlgremien
Ein Wahlgremium, wie zum Beispiel das Landesjugendplenum hat zwei Aufgaben: die bestmögliche Führung vorzuschlagen und einen Vorschlag vorzulegen, der von einer Mehrheit getragen wird. In der Satzung heißt, dass FLINTA*s in gewählten Organen und Vertretungen zu mindestens 50 % vertreten sein müssen. Das bedeutet, dass eine rein oder mehrheitlich FLINTA*-Führung gewählt werden kann, aber keine rein oder mehrheitlich cis-männliche.
Es gehört daher zu den Aufgaben des Wahlgremiums, gezielt nach FLINTA*s zu suchen und die Kandidaturen von FLINTA*s zu fördern. Das Wahlgremium sollte sicherstellen, dass innerhalb der gesetzten Fristen zahlreiche Kandidaturen eingehen, und auch aktiv FLINTA* anwerben. Rechtfertigungen im Stil von: «Es gab keine Frau, die sich zur Wahl aufgestellt hat bzw. kandidieren wollte bzw. ausreichend kompetent war», sind nicht akzeptabel. Durch die Trennung von quotierter und gemischter Liste wird der Grundbaustein für eine feministische Praxis in gewählten Gremien sichergestellt.
Maßnahmen für Wahlausschüsse
- Beginnt rechtzeitig mit der Arbeit, um viele Kandidaturen einzuholen.
- Führt Kandidat*innengespräche.
- Sucht aktiv nach FLINTA*s, die für die Aufgaben geeignet wären.
- Ermutigt FLINTA*, sich zur Wahl aufzustellen. Respektiert jedoch auch ein “nein“ und drängt niemanden in ein Amt
- Diskutiert eure eigenen Vorurteile aber fragt konkreter nach, wenn Cis-Männer Kompetenzen von FLINTA*s in Frage stellen
- Überprüft die Geschlechterzusammensetzung auf Landesjugendplena, Regionaljugendplena und Plena der Basisgruppen.
- Sitzung und Debatten
Das Gesprächsklima spielt eine wichtige Rolle für die Partizipation von FLINTA*s an Debatten und Diskussionen. Achtet auf die formalen Abläufe, denn klare Sitzungsabläufe sind eine Voraussetzung dafür, dass sich alle gleichermaßen Gehör verschaffen, können. Bereitet die Tagesordnung so vor, dass alle wissen, worum es gehen wird, und keine wichtigen Punkte vergessen werden. Benennt eine Tagungsleitung, die das Wort erteilt, damit alle die Möglichkeit bekommen zu sprechen. Führt Listen über Zweit- und Drittbeiträge, um mehr Personen in die Diskussion einzubinden und sichtbar zu machen, wenn jemand besonders viel Redezeit beansprucht.
Maßnahmen für feministischere Sitzungen
- Wendet bei Sitzungen verschiedene Arbeitsmethoden an.
- Führt eine Redner*innenliste
- Entzieht Personen das Rederecht, wenn sie vermehrt, anderen ins Wort fallen oder sich unsolidarisch und antifeministisch verhalten
- Lasst FLINTA* Teile der Moderation übernehmen. Aber achtet auch auf eine gerechte Arbeitsverteilung
- Sorgt dafür, dass nach der Tagung oder dem Plenum nicht nur FLINTA* den Tagungsraum aufräumen
- Variiert die Diskussionsformate.
- Wertet die Treffen aus.
- Veranstaltungsorganisation
Als Teil der internen feministischen Arbeit kann sie viele Funktionen erfüllen, indem sie uns einerseits die Möglichkeit zu kollektivem Lernen gibt und uns andererseits hilft, den feministische Ansatz innerhalb der Partei stärker zu verankern.
Wenn wir Workshops oder Vorträge organisieren, sollten wir immer Vorgaben hinsichtlich des internen Feminismus formulieren, die bei der Planung von Vorträgen oder der Suche nach Referent:innen zu berücksichtigen sind. Reflektiert eure Wahl der Vortragsthemen. Warum geht es oft um die Geschichte der Arbeiterbewegung, aber selten um die Frauenbewegung? Welchen Organisationen gehören geladene externe Referent:innen an und warum fiel die Wahl auf sie?
Maßnahmen für politische Bildung und Veranstaltungsorga
- Wendet verschiedene Arbeitsmethoden an.
- Setzt euch bewusst da für ein, dass FLINTA*s als Referent:innen und Moderator:innen angefragt werden.
- Diskutiert eure Themenwahl aus feministischer Perspektive.
- Überprüft die Geschlechterzusammensetzung und Aufgabenverteilung in der Organisationsgruppe.
- Achtet darauf, dass auch Männer Verantwortung für die gesamte Durchführung übernehmen.
- Veröffentlicht rechtzeitig Informationen zum Bildungsprogramm.
- Feministische Bildungsreisen, Kooperationen mit Frauenhäusern, Filmabende mit feministischem Input sowie Lesekreise und andere Formate zeigen, wie vielfältig feministische Arbeit sein kann und soll. Bei politischer Bildung in diesem Bereich soll stets auf eine Verbindung von Theorie und Praxis geachtet werden.
- Mitgliederbetreuung
Die innerparteiliche feministische Arbeit sollte auch dazu beitragen, eine Umgebung zu schaffen, in der sich FLINTA*s genauso erwünscht fühlen wie Cis-Männer. Manchmal müssen FLINTA*-Mitgliedern besondere Aufmerksamkeit entgegengebracht werden, damit sie Mut fassen, auf Augenhöhe mit den Cis-Männern teilzunehmen. Schenkt den FLINTA*s, die zu Treffen und anderen Aktivitäten kommen, immer Aufmerksamkeit und heißt sie willkommen. Sollten FLINTA*s größere Schwierigkeiten haben, sich wohlzufühlen, diskutiert in der Führung, wie sich das ändern ließe.
Maßnahmen für die Mitgliederbetreuung
- Startet eine Kampagne zur Mitgliederwerbung, die sich gezielt an FLINTA*s richtet.
- Basisgruppen mit geringem FLINTA*.-Anteil sich dazu angehalten darüber zu reflektieren, weshalb sich FLINTA*s eventuell nicht wohlfühlen könnten und dementsprechende Maßnahmen zu ergreifen.
- Achtet auf neue FLINTA*s bei den Treffen und heißt sie willkommen. In Basisgruppen könnt ihr gern eine Person beauftragen, die zuständig ist neue Personen zu betreuen.
- Ernennt Kontaktpersonen oder Mentorinnen für neue FLINTA*-Mitglieder.
- FLINTA*s, die sich vorstellen können, ein Amt zu übernehmen, können über den Beauftragtenrat ein Buddy erhalten, wodurch die FLINTA* Person besondere Förderung erhält.
- Exklusive Räume
Eingangs erwähnt, besteht in der Linksjugend Sachsen ein großer Bedarf an exklusiven FLINTA*-Räumen. FLINTA*snmüssen die Möglichkeit haben, über ihre Erfahrungen zu berichten, sich zu treffen, auszutauschen und zu vernetzen. Ohne Cis-Männer ist es einfacher, sich kennenzulernen und Allianzen zu bilden, auf die man in der täglichen Verbandsarbeit zurückgreifen kann.
Kein Element feministischer Praxis provoziert so sehr wie Separatismus. Das kann auf Missverständnissen oder mangelndem Wissen beruhen, oft aber auch daran liegen, dass sich Cis-Männer angegriffen fühlen. Kein Element feministischer Praxis ist so effektiv wie die Schaffung von exklusiven Räumen, um die Stellung der FLINTA*s zu verbessern. Allerdings ist es wichtig, dass separatistische Arbeit eine klare Zielsetzung verfolgt. Der Fokus sollte konstruktiv nach vorne gerichtet sein, um nicht in einer selbstreferenziellen Unzufriedenheit zu verharren. Zudem kann eine feministische Verbandspraxis zur realisiert werden durch die gemeinsame Arbeit von Cis-Männern und FLINTA*s.
- FLINTA* Räume
FLINTA*-Plena sollten bei jeder größeren Veranstaltung organisiert werden und bei Bedarf auch in kleinerem Maßstab wie auf Basisebene oder anlässlich von Kongressen. Das Format eignet sich am besten für größere Veranstaltungen wie Landesjugendplena oder Regionaljugendplena, kann aber auch an andere Kontexte angepasst werden. Das Treffen sollte terminlich gut passen und in die Tagesordnung eingebettet sein. Wenn es vor einer Tagung oder einem Plena angesetzt ist, sollte es im Tagungssaal selbst stattfinden. Lasst alle das Redner*innenpult und Mikrofon ausprobieren. Macht zusammen Stimmübungen auf dem Podium. Für ein gelungenes Treffen ist es wichtig, genügend Zeit einzuplanen, gern eine Stunde oder länger. Es sollte Raum für Diskussion wie Reflexion bestehen. Das FLINTA*-Plena sollte Fragen aufgreifen, die relevant sind, wenn man vor einer größeren Gruppe spricht.
Maßnahmen für effektive FLINTA*-Plena
- Das Plenum sollte in die Tagesordnung eingebettet sein.
- Plant viel Zeit ein.
- Wählt einen geeigneten Ort aus. Aus feministischer Perspektive sollten die FLINTA*s im regulären Plenarsaal bleiben.
- Beginnt mit einer Vorstellungsrunde, wenn möglich.
- Gebt den Teilnehmer:innen Raum, um sich über Erfahrungen auszutauschen und gegenseitig zu beraten.
- Sprecht darüber, wie ihr einander unterstützen könnt, wenn es zur Anwendung von Herrschaftstechniken kommt.
- Auf Landesebene sollte aller 3 Monate ein digitales FLINTA*-Plenum stattfinden. Auch regionale FLINTA*-Plena sollten stattfinden z.B in Basisgruppen oder auf einem Regionaljugendplenum
- Es wird den Basisgruppen empfohlen die FLINTA*-Plena ausführlich vorzubereiten und zu überlegen, was langfristige Ziele in der Basisgruppe sein können und wie diese umzusetzen sind.
- Darüber hinaus ist es wichtig, dass Vernetzung und Austausch auch zwischen den Plena stattfindet. Daher sollte ein digitaler „Kummerkasten“ als Forum eingerichtet werden
- Die Vernetzung soll zielgerichtet sein. Es kann auch feministischer Skillshare betrieben werden im Rahmen eines FLINTA*-Tags oder -Wochenendes, welche vom Beauftragtenrat organisiert werden.
- FLINTA*-Plena können jeder Zeit von FLINTA*s im Landesjugendplenum, Regionaljugendplenum oder dem BG-Plenum einberufen werden.
- Reflexionsplena für Cis-Männer
Parallele Treffen von Cis-Männern vor Landesjugendplena und BG-Plena können eine wichtige Funktion haben, indem sie Cis-Männer bezüglich ihrer Rolle in der Geschlechterordnung sensibilisieren und aufzeigen, wie sie sie verlassen oder sie aufbrechen können. Es kann sinnvoll sein, eine FLINTA* und einen Cis-Mann die Sitzung leiten zu lassen. Bettet das Treffen ins Plenum/Tagung ein, um deutlich zu machen, dass die Teilnahme wichtig ist. Plant genügend Zeit ein, gern eine Stunde oder länger. Zwar ist auch ein kurzes Treffen besser als keines, aber um so viel Nutzen wie möglich daraus ziehen zu können, muss Zeit für Diskussion und Reflexion sein. Plant das Treffen sorgfaltig, damit es so effektiv und effizient wie möglich ist.
Maßnahmen für effektive Reflexionsplena
- An Reflexionsplena können Cis-Männer sowie FLINTA*s teilnehmen. Sie sind ein offener Raum für alle, da es in der Verantwortung aller liegt patriarchale Strukturen zu hinterfragen und zu bekämpfen.
- Das Reflexionsplenum sollte in die Tagesordnung eingebettet sein.
- Das Reflexionsplenum sollte nicht nur eine Landesverbandsveranstaltung sein, sondern auch auf Regionaljugendplena und Basisplena stattfinden. Es wird neugegründeten Basisgruppen empfohlen zunächst eine externe Person mit größerem Erfahrungsschatz ein solches Plenum vorzubereiten. Im Beauftragtenrat sollten sie eine Ansprechperson dafür haben.
- Plant viel Zeit ein.
- Beginnt mit einer Vorstellungsrunde.
- Diskutiert, wie man FLINTA*s unterstützen kann, ohne sie zu bevormunden.
- Diskutiert, wie man sich als Cis-Mann zurücknehmen kann, sodass FLINTA*s mehr Raum bekommen.
Diskutiert, wie ihr einander konstruktiv darauf aufmerksam machen könnt, wenn zum Beispiel Herrschaftstechniken zum Einsatz kom