Ausgangssituation

Von Jahr zu Jahr wird die Kritik lauter, die Probleme der Bildungspolitik werden immer erdrückender. Investitionsstau an Schulen, Lehrer_innenmangel überall, fehlende Partizipationsmöglichkeiten usw. Die Missstände werden immer drängender. Das ganze System krankt dabei schon daran, dass Menschen mit Eintritt in jegliche Bildungsinstitution – egal ob Kindertagesstätte, Grundschule, Gymnasium, Oberschule, Berufsschule oder Hochschule – nicht als Mensch mit individuellen Bedürfnissen, Kompetenzen und Persönlichkeiten begriffen, sondern geradezu als nicht selbstständig handelnde Objekte der ökonomischen Verwertungslogik behandelt werden. Dies läuft unserer Vorstellung von emanzipatorischer Bildung konträr entgegen. Bildung heißt für uns eben nicht, Menschen in Institutionen zu pressen, um sie letztlich als für die Wirtschaft passende Wesen auszuspucken. Unser Bildungsbegriff fußt daher auf drei Säulen: Wissensvermittlung, Kompetenzentwicklung und Persönlichkeitsentwicklung. Die derzeitige Bildungspolitik beschränkt sich hierbei aber nur auf den Punkt der Wissensvermittlung und schenkt den anderen Säulen keinerlei bzw. kaum Beachtung. Es wird somit deutlich, dass es eine radikal umgedachte Bildungspolitik auf allen Ebenen braucht, sodass Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass sich Menschen zu selbstständigen, kritisch denkenden Individuen entwickeln können.

KiTas

Der Beruf der Erzieher_innen ist immer noch entsprechend der Fülle an Aufgaben, die zu übernehmen sind, sehr unattraktiv. Dies liegt unter anderem auch an der miserablen Bezahlung des Berufs sowie an der zu hohen Anzahl an Kindern pro Erzieher_in. Meist sind die Personalschlüssel an Krippen, KiTas und Horten so hoch, dass es gar nicht mehr möglich ist, Ausfallzeiten wie Urlaubszeiten, Krankheiten und Weiterbildungen abzufangen und somit sowohl Erzieher_innen als auch die Kinder zu den Leidtragenden werden. Gerade in Bezug zur Ausbildung zum_zur Erzieher_in müssen daher grundlegende Änderungen vorgenommen werden.. Erzieher*innen sollten endlich auch eine sofortige Ausbildungsvergütung bekommen, wie es in vielen anderen Branchen üblich ist und selbstverständlich sein sollte. Daran anschließend braucht es in den Kitas unbedingt multiprofessionelle Teams, um die diversen Aufgaben in der frühkindlichen Bildung fachgerecht abzudecken und Erzieher*innen zu entlasten.  Des Weiteren muss dafür gesorgt werden, dass es innerhalb der einzelnen Kommunen genügend KiTas und KiTa-Plätze gibt. Dafür sollen nicht die Familien zur Kasse gebeten werden, sondern dies muss durch öffentliche Gelder – explizit auch aufgrund des Rechtsanspruchs auf einen KiTa-Platz über Unterstützung der Kommunen durch Land und Bund – finanziert werden. Darüber hinaus reicht es nicht nur aus, neue KiTas zu errichten, sondern es muss auch öffentliches Geld dafür investiert werden, Ausstattungen der bestehenden KiTas zu erneuern sowie möglichen Sanierungsbedarf auszugleichen. Es darf nicht sein, dass Agenturen mit KiTa-Plätzen, die Familien zur Verfügung stehen müssen, spekulieren, um so größtmöglichen Profit daraus zu schlagen. Dies gilt auch für eine staatliche Subventionierung des Mittagessens an allen Bildungseinrichtungen, sodass dieses kostenfrei wird und damit kein Kind mehr aufgrund des Geldmangels der Eltern bei der frühkindlichen Bildung ausgeschlossen wird. Dazu gehören natürlich auch qualitativ gesunde Ernährung und ausschließlich vegetarisches und veganes Essen, da Massentierhaltung nicht staatlich subventioniert werden und Kinder nicht an Fleischkonsum gewöhnt werden sollten. Zudem müssen die Jahre, die Kinder an der KiTa verbringen, kostenfrei für die Eltern sein so wie es in einigen anderen Ländern bereits  der Fall ist. Die entweder-oder Debatte um höheren Personalschlüssel oder geringere Elternbeiträge lehnen wir ab. Es muss gute Betreuungsqualität, mit guter pädagogischer Arbeit, aber auch Sprach- und Gesundheitsförderung, geben, ohne, dass die Eltern für diese Kosten aufkommen müssen, geben. Wir fordern außerdem einen Ausbau von inklusiven KiTa-Plätzen.
Bereits im Kindergarten muss durch die ausreichende Finanzierung von Bildung zu unterschiedlichen Lebensentwürfen oder Interkulturalität Vorurteilen vorgebeugt werden. Das beinhaltet z.B. auch durch Sensibilisierung von Erzieher*innen geschlechterspezifische Spiel- und Lernsituationen abzubauen .

Schule

Zunächst müssen die Selektivität bei der Zugänglichkeit der Schulen aufgehoben und alle Schulen in ökonomischer, politischer, sozialer und kultureller Hinsicht frei zugänglich gemacht werden. Dies gilt im Sinne des lebenslangen Lernens auch für Abschlüsse auf dem zweiten Bildungsweg und ebenso für Fort- und Weiterbildungsangebote, beispielsweise an den Volkshochschulen. Wir lehnen daher die jetzige Form des Bildungsföderalismus ab und setzen uns für bundeseinheitliche Schulformen und Prüfungssysteme ein. Damit geht auch einher, dass das Kooperationsverbot im Grundgesetz aufgehoben wird, sodass sich der Bund auch finanziell an bildungspolitischen Problematiken beteiligen kann – wie beispielsweise beim akuten gewordenen Investitionsstau von Schulen. Weiterhin ist es absurd, dass an den Grund- und Oberschulen weniger Geld pro Schüler_in ausgegeben wird und Grund- und Oberschullehrer_innen schlechter bezahlt werden als ihre Kolleg_innen an den Gymnasien und Förderschulen. Auch der flächendeckende Einsatz von Schulsozialarbeiter_innen und Schulpsycholog_innen ist längst überfällig.

Eine Schule für alle

Die Abschaffung des gegliederten Schulsystems ist für uns ein elementarer Bestandteil hin zu einer emanzipatorischen Bildung. Wir wollen weder ein pseudoelitäres Gymnasium noch eine Stigmatisierung durch Ober- oder Förderschule. Die Trennung nach der 4. Klasse sorgt nicht für eine optimale und differenzierte Förderung, sondern lediglich für eine verstärkte soziale Separierung der Gesellschaft. Darüber hinaus ist es schlicht und einfach absurd: Die Bildungsempfehlung erfolgt für den größten Teil der Schüler_innen willkürlich. Viele Potentiale werden erst im Laufe der Zeit sichtbar und die Noten sind für eine eindeutige Zuordnung zu einer Schulform in den häufigsten Fällen nicht aussagekräftig. Da die Schulbiografie die Schüler_innen das ganze Leben lang begleitet und prägt, werden ausgerechnet die Jüngsten unter Druck gesetzt, anstatt ihnen ein angstfreies Lernen zu ermöglichen. Wir wollen daher ein gemeinsames Lernen an einer Schule bis zum angestrebten Schulabschluss, mindestens also bis zur 10. Klasse. Ersetzt werden sollen die bestehenden Schulformen durch eine Gesamtschule für alle. Wir wollen keine soziale Auslese, sondern das gemeinsame Lernen der Schüler_innen fördern. Dabei sind Hilfestellungen unter den Schüler_innen keine Einbahnstraße, sondern festigen das Wissen der Helfenden und fördern die sozialen Kompetenzen. Um den unterschiedlichen Begabungen, Fähigkeiten und Interessen der Schüler_innen Rechnung zu tragen, soll innerhalb der Gesamtschule differenziert werden. Vertiefte Kenntnisse in Rechnen, Schreiben und Lesen helfen ohnehin allen, um einen eigenständigen Zugang zur Gesellschaft zu erlangen. Alles andere soll jedoch über Neigungswahl und unter Mitbestimmung der Lehr- und Lerninhalte innerhalb einer Schule gestaltet werden können, individuell und selbstbestimmt.

Inklusive Bildung

Bildung muss allen Menschen gleichermaßen zugänglich sein, egal welche Voraussetzungen sie mitbringen oder die Umstände ihnen mitgeben, egal ob mit sogenannter Beeinträchtigung oder Hochbegabung. Teilhabe an Bildung soll nicht an Defiziten, sondern an Fähigkeiten und Möglichkeiten orientiert werden. Daher fordern wir ein inklusives Bildungssystem ganz im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention. Dazu gehören auch Sensibilisierung für das Thema Behinderung und Aufklärung über Lebenslagen. Der Grundstein einer Gesellschaft wird in der Schule gelegt, also muss dort begonnen werden. Wir fordern die umfassende Barrierefreiheit aller Bildungseinrichtungen, die Gesamtschule für alle und damit langfristig die Auflösung von Förderschulen. Personell müssen die Schulen sowohl über ausreichend Pädagog_innen als auch über ausgebildete Förderschullehrer_innen verfügen. In jeder Klasse bzw. Lerngruppe soll es mindestens zwei Lehrkräfte geben – bei einem kleineren Klassenteiler. Ein verbesserter Betreuungsschlüssel und die Verringerung der Klassenstärke können die Umgestaltung der Schule als Massenabfertigungsanstalt des Auswendiglernens hin zu einem Ort der langfristigen und partizipativen Wissensvermittlung maßgeblich vorantreiben. Fort- und Weiterbildungen sind eine selbstverständliche Notwendigkeit. Auch müssen Sachsen und der Bund mehr finanzielle Mittel bereitstellen, um das Ziel einer inklusiven Bildung zu verwirklichen.

Bildungsinhalte

Lehrpläne enthalten ausgewählte Lehr- und Lerninhalte, die während eines bestimmten Zeitraums von den Lernenden im Unterricht angeeignet werden sollen. An den Lehr- und Erziehungszielen sollen sich die Lehrenden orientieren. Unsere Kritik greift aber genau da an. Inhalte und Ziele werden ohne Beteiligung und Beachtung der Bedürfnisse der Schüler_innen gestaltet. Wenn wir selbstbestimmte Bildung fordern, dann muss die Hoheit des zu Lernenden bei den Lernenden selbst liegen. Die Schule als Ort soll dafür den Schüler_innen Selbstbestimmung erlebbar und erlernbar machen. Eine Möglichkeit zur Umsetzung dessen können Rahmenpläne darstellen. Es sollte insgesamt umfangreiche, abgestufte und verbindliche Festlegungen darüber geben, was an Kenntnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten in den Fächern und Lernbereichen notwendig ist, um in seiner_ihrer Lebenswelt kompetent zu handeln, aber auch emanzipatorisch an der Gesellschaft teilzuhaben und sie mitzugestalten. Dabei darf es nicht mehr hauptsächlich um bloße Wissensvermittlung gehen, sondern die Schüler*innen sollten insbesondere auch soziale Kompetenzen erlernen. Damit ist klar, dass Unterricht deutlich fächerübergreifender und ganzheitlicher stattfinden muss als jetzt. Im Gegensatz zu den derzeitigen Lehrplänen fordern wir deutlich mehr Medienkompetenz und Demokratiebildung in den Rahmenplänen. Auch die Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) muss eine starke Rolle in den Lehrplänen spielen, damit Kinder und Jugendliche sich früh mit Nachhaltigkeit auseinandersetzen. Mit einem Grundgerüst und der Orientierung an den Möglichkeiten der Lerninhalte kann dann jede_r Schüler_in selbstbestimmt entscheiden, was wie vertieft wird. Die Lehrkräfte sollen die Lernenden unterstützen statt sie anzuleiten, sollen Selbstbestimmung ermöglichen statt Inhalt und Methode vorzugeben. Dafür sehen wir es auch im Sinne des lebenslangen Lernens als notwendig an, dass sich Lehrkräfte auf genau diesen Feldern weiterbilden, da innerhalb des Unterrichts bisher viele Gestaltungs- und Verbesserungsmöglichkeiten ungenutzt blieben. Die Methodik und Didaktik aller Lehrer_innen sollen während einer Lehrevaluation einmal im Schuljahr diskriminierungsfrei und verpflichtend durch alle Schüler_innen eingeschätzt werden. Eine gewählte Kommission – bestehend aus der Schüler_innenschaft, der Lehrer_innenschaft und den Sozialarbeiter_innen – soll für jede Lehrkraft eine kurze Einschätzung in Form eines Schüler_innen-Feedbacks erarbeiten. Ziel dieser Vorgehensweise soll sein, derzeit gängige Unterrichtsmethoden, insbesondere den Einsatz des Frontalunterrichts, zu reflektieren und gegebenenfalls zu minimieren, sodass ein schüler_innenzentrierter Unterricht besser gewährleistet werden kann. Praxisnähe des Unterrichts ist eine wichtige Orientierungshilfe für die Schüler_innen nach dem Abschluss. Deshalb fordern wir ein jährliches freiwilliges Schüler_innenpraktikum von mindestens vier Wochen ab der 8. Klasse und das seitens der Schule in der Vorbereitung und Entscheidungsfindung unterstützt wird. Regelmäßige inner- und außerschulische Projekttage, Exkursionen und Vorträge sollen den Unterricht zusätzlich bereichern, Konzepte wie “Girls- und Boysdays” sind generell unterstützenswert. Dabei soll das Land finanzielle Unterstützung für Familien leisten, die sich solche Veranstaltungen sonst nicht leisten könnten. Generell sollten alle Kosten für Lehrmaterial, Schulfahrten und ähnliches mindestens für die Schüler*innen, deren Eltern es sich nicht leisten können, vom Staat übernommen werden. Dieser muss ebenfalls für eine moderne Ausstattung in den Schulen sorgen. Das bedeutet natürlich nicht nur neueste digitale Infrastruktur wie W-LAN, Laptops und ähnliches, sondern auch Stellen und Personal, die diese verwalten, sodass dies nicht an den ohnehin überlasteten Lehrpersonen hängen bleibt. Zu einer guten Ausstattung in Verbindung mit sinnvollen Lehrinhalten gehört auch, dass die Lehrmaterialien diskriminierungsfrei sind und bspw. keine rassistischen Stereotype bedienen oder ein cis-heteronormatives Weltbild vermitteln. Das ist leider bisher noch kein Standard!
Zudem setzen wir uns dafür ein, dass ab der 9. Klasse kein Fachunterricht vor 9:00 Uhr angeboten werden darf. Es ist entwicklungspsychologisch erwiesen, dass Jugendliche in den frühen Morgenstunden nicht aufnahmefähiger sind. Dies führt nicht automatisch dazu, dass sich der Unterricht pro Tag weiter nach hinten in den Nachmittag verlegt, sondern muss in der kompletten Überarbeitung der Bildungsinhalte analog mitbedacht werden. Es ist darüber hinaus auch notwendig, eine Betreuung für Schüler_innen zu gewährleisten, bei denen die Eltern frühzeitig arbeiten gehen, sodass sie auch schon vor Schulbeginn  an der Schule betreut werden können. Im selben Atemzug fordern wir langfristig die Abschaffung der Anwesenheitspflicht. Wir finden generell, dass Zwänge und Pflichten einen Gegensatz zur emanzipatorischen Lebensgestaltung darstellen. Wir wollen niemanden „zu seinem Glück zwingen“. Vielmehr hat Schule die Aufgabe, Bildung attraktiv zu gestalten. Schüler_innen sollen sich dort wohl fühlen, gern hingehen und vor allem selbstbestimmt entscheiden, wann und wie sie den Ort Schule wahrnehmen. Dafür müssen zunächst die Voraussetzungen geschaffen werden, Schüler*innen aus weniger priviligiertem Umfeld nicht zu verlieren. Für den Übergang könnte eine Bildungspflicht etabliert werden, mit der der Schulbesuch nicht mehr verpflichtend ist, aber gesellschaftliche Teilhabe und Bildung sichergestellt wird.
Ebenso sollten Hausaufgaben abgeschafft werden, da bildungswissenschaftlich nachgewiesen ist, dass sie kaum Lerneffekte bringen, sie Stress für die ganze Familie bedeuten, soziale Ungleichheit verschärfen und nichts über die Leistungsfähigkeit der Schüler*innen aussagen.

Alternative Schulkonzepte und demokratische Teilhabe

Desweiteren fordern wir, dass das Angebot staatlicher Schulen und Schulkonzepte erweitert wird. So soll Schüler_innen Raum für ihre persönliche Schwerpunktsetzung sowie für ihre persönlichen Lernformen gegeben werden. Schulen in privater und kirchlicher Trägerschaft hingegen müssen restlos abgeschafft werden. Darüber hinaus sollten Ergebnisse von bisherigen Schulversuchen, wie an der Universitätsschule in Dresden, in die Schulkonzeptgestaltung einfließen und es sollte mindestens einen Schulversuch pro Kreis geben.
Auch die Abschaffung der Oberstufenreform und damit einhergehend die Erhöhung der Wahlmöglichkeiten bei der Fächerbelegung kommen der Berücksichtigung individueller Stärken und Schwächen eines_r jeden zugute. Wir fordern partizipative Gestaltungsmöglichkeiten des Schulalltags. Die Mitentscheidungs- und Mitbestimmungsrechte der Schüler_innen und auch der Lehrer_innen sollen gestärkt werden. Als höchstes beschlussfassendes Gremium wäre ein Schulplenum als Vollversammlung der Schüler_innen- und Lehrer_innenschaft denkbar. Dieses sollte bei der Profilgebung der Schule, der Einstellung von Lehrkräften, bei bestimmten Veranstaltungen, der Schulhausgestaltung und bei der Wahl der Essensanbieter entscheiden. Mindestens möchten wir eine Schüler*innenmehrheit in der Schulkonferenz und dieser gegenüber der Lehrer*innenkonferenz deutlich mehr Rechte geben. Denn Schule gehört denen, die darin lernen.
Indem die Schulautonomie deutlich gestärkt wird, sollen sich die Schüler_innen als mündige und eigenständig agierende Kinder und Jugendliche begreifen und lernen, Verantwortung für sich und ihre Mitmenschen zu übernehmen. Darüber hinaus müssen die Rechte der Schüler_innenschaft in Vertretung durch den Schüler_innenrat ausgeweitet werden. Er sollte sich zu allen die Schüler*innen betreffenden Fragen und nicht nur zu den “grundsätzlicher Bedeutung für die Erziehungs- und Unterrichtsarbeit der Schule” äußern dürfen, wie z.B. den Rahmenbedingungen des Unterrichts. In Fragen grundsätzlicher Bedeutung für die Schüler*innen und bei der Auswahl neuer Schulleiter*innen müssen die Schüler*innen einbezogen werden und brauchen ein Vetorecht. Wir sind der Meinung die strikt hierarchische Organisation der Schüler*innvertretung über die verschiedenen Ebenen muss aufgebrochen werden. Diese Strukturen müssen wie beim vorgeschlagenen Schulplenum auf Schulebene auch auf den höheren Ebenen basisdemokratisch und für alle Schüler*innen offen gestaltet werden. 

Noten abschaffen

Wir wollen neue Bewertungsmethoden. Das Bewertungssystem nach Noten und Punkten erachten wir als zu rationalisiert, nicht aussagekräftig und nicht konstruktiv. Vielmehr wollen wir einen Anstoß zur kritischen Reflexion der Lehrweisen und zur ständigen Verbesserung der Unterrichtsqualität ermöglichen. Die Bewertung sollte für Schüler_innen in Form von Lernentwicklungsberichten und als Feedback zum Lernfortschritt erfolgen. Für die nötigen Personalressourcen muss der Freistaat sorgen. Dementsprechend soll auch die Vergabe von Ausbildungsplätzen nicht durch Noten geschehen, die selten etwas über die Eignung in der jeweiligen Fachrichtung aussagen, sondern jede_r soll die gewünschte Ausbildung erhalten.

Mobilität und ländlicher Raum

Nur ein kostenloses Schüler_innen-Ticket gewährleistet freie Zugänglichkeit der sächsischen Schulen. Neben dem kostenlosen Schulweg spielt auch die Erreichbarkeit eine wichtige Rolle. Wir fordern: kurze Wege für kurze Beine – und für alle anderen natürlich auch! Damit die Schulwege so kurz wie möglich bleiben, sprechen wir uns vehement gegen alle geplanten Schulschließungen aus, vor allem im ländlichen Raum. Im Gegenteil muss durch mehr Schulen eine flächendeckende Schulinfrastruktur sichergestellt werden. Der Weg zur Schule von über einer Stunde ist unzumutbar. Dieser Mangel kann nur durch regelmäßig fahrende Schul- und Linienbusse sowie einem weiteren Schulausbau beseitigt werden.
Darüber hinaus muss auch die Attraktivität des ländlichen Raums für die Schullandschaft deutlich steigen. Beispielsweise sollte es für Praktika und Stellen im ländlichen Raum finanzielle oder fachliche Anreize, bpsw. ein Modellversuch in jedem Landkreis, geben.

Lehrer_innenbildung

Das derzeitige Lehramtsstudium ist je nach Art der Schulform unterschiedlich gestrickt. Das lehnen wir ab und halten es für sinnvoll, dass mindestens das Studium für Gymnasium und Oberschule gemeinsam durchgeführt wird. Nach der letzten Umwandlung des Staatsexamens in ein modularisiertes Bachelor-/Mastersystem wurde kurzerhand auch dieses System wieder in ein modularisiertes Staatsexamen umgeformt. Die Problematiken seitens der Verwaltungen in den Universitäten liegen dabei schon in der Handhabung der Studierenden, die derzeitig nach drei verschiedenen Abschlüssen studieren. Perspektivisch ist es zu forcieren, ein Lehramtsstudium derart auszugestalten, dass Wechsel zwischen Universitäten auch europaweit problemlos machbar sind. Einheitliche Bildungsstandards dürfen demnach nicht nur länder- oder bundesweit sondern müssen trotz aller berechtigten Kritik an der Bologna-Reform zumindest europäisch gedacht werden. Neben oben benannten Weiterbildungen für Lehrer_innen im Beruf erachten wir es auch als essentiell, dass gerade Studierende in Hinblick auf Methodik und Didaktik, inklusive Bildung, Digitalisierung und Gender Kompetenzen entwickeln. Gerade zur Balance zwischen Fachdidaktik, Pädagogik und Fachwissenschaft braucht es eine Debatte und Expert*innen, die diese für jedes Fach einzeln bewerten. Gesellschaftlicher Zusammenhalt wird gerade in der Entwicklung der Schüler_innen ermöglicht, dies sollte auch durch zukünftige Lehrer_innen vermittelt werden können.
Da es einige Zeit dauert Lehrer*innen auszubilden und der Lehrer*innenmangel jetzt schon akut ist, müssen wir mittelfristig auf Seiteneinsteiger*innen setzen. Dieser Weg braucht gesellschaftlich mehr Anerkennung. Denn trotz anfänglich fehlender pädagogischer Kompetenzen sollte ein praktischerer Blick in den Schulen als Chance wahrgenommen werden. Um den Weg attraktiver zu machen sollte der Druck und die Anforderungen an Seiteneinsteiger*innen sinken.
Doch nicht nur die Lehrer*innenbildung, sondern auch der spätere Beruf muss deutlich attraktiver werden. Das sollte nicht durch die eingeführte Verbeamtung passieren, sondern durch Auslagerung und Entschlackung der Aufgaben, bspw. bei der psychosozialen Betreuung und der Bürokratie, mehr statt weniger Möglichkeiten zur Teilzeit und besserer Bezahlung, sodass die Arbeitsbedingungen insgesamt attraktiver werden.

Wir fordern

  • Komplett kostenfreie KiTa-Plätze sowie die Aufwertung des Erzieher_innenberufs
  • Eine Schule für alle
  • Inklusive Bildung und langfristige Abschaffung sogenannter Förderschulen
  • Gemeinsames Lernen bis zur 10. Klasse in wohnortnahen Bildungszentren
  • Bessere Betreuungsschlüssel in KiTas und Schulen
  • Schüler*innenmehrheit in Schulkonferenz und mehr Rechte dieser gegenüber Lehrer*innenkonferenz
  • Stärkere Beteiligung der Schüler_innen an der Erarbeitung der Lerninhalte, die Lehrpläne sollen zu Rahmenplänen abgespeckt werden
  • mehr Medienkompetenz, Demokratiebildung und soziale Kompetenzen als Bildungsinhalte
  • Ersetzung der Noten durch alternative Bewertungskonzepte und Abschaffung von Hausaufgaben
  • Kein Fachunterricht vor 9:00 Uhr ab der 9. Klasse
  • langfristig Abschaffung der Anwesenheitspflicht
  • Anwendung schüler_innenzentrierter Methoden, der Frontalunterricht soll auf ein Minimum reduziert werden
  • Übernahme der Kosten aller Lehrmaterialien, Schulfahrten etc.
  • gute digitale Ausstattung und Personal zur Verwaltung dieser
  • Kostenloses Schüler_innen-Ticket
  • Zusammenarbeit des Landes Sachsen mit der Bundeswehr in der Bildung beenden
  • Umstrukturierung der Lehrer_innenbildung sowie Vereinfachung der Anerkennung von Leistungen und Abschlüssen