Rien faire comme une bête…

„…auf dem Wasser liegen und friedlich in den Himmel schauen, […] könnte an Stelle von Prozess, Tun, Erfüllen treten“. Wenn wir euch nun nur noch erklären, dass diese komischen Wörter da oben französisch sind, von Theodor W. Adorno stammen und schlicht zum fröhlichen Nichtstun auffordern, könnte gemeint werden, es sei alles gesagt. Klingt ja immerhin total sympathisch – einfach nix machen, wozu ich keine Lust habe, nicht mehr arbeiten – mache ich, läuft! Leider geht es so einfach dann doch nicht. Die Verhältnisse sind es, die uns dazu zwingen, eben doch einer Arbeit nachgehen zu müssen. Aber Momentchen mal – was ist Arbeit eigentlich? Viele würden sagen, dass das total wichtig wäre, was würden wir schließlich sonst den ganzen Tag lang treiben? Andere würden sagen, dass sie einfach nur ziemlich nervig ist. – Es haben wohl beide Seiten gleichermaßen recht. Es kommt nämlich auf den Begriff an. Leider, leider leben wir immer noch im Kapitalismus und Arbeit im Kapitalismus heißt in aller Regel Lohnarbeit.

Kapitalismus? Aber uns geht’s doch gut?

Was das heißt, hat Karl Marx ziemlich treffend analysiert. So hat ein Gegenstand, ein Ventilator zum Beispiel, den ein_e Arbeiter_in herstellt, nehmen wir im Beispiel mal Helga, keinen tatsächlichen nützlichen Gebrauchswert für Helga. Sie stellt den Ventilator her, nicht weil sie ihn gerade braucht, ihr die Herstellung besonders viel Spaß bereitet oder das die Erfüllung ihres Lebens ist. Sie stellt ihn her, weil sie auf den Lohn dieser Arbeit angewiesen ist, schlicht um zu überleben. Mit dem Ventilator und dem, was danach mit ihm passiert, hat sie im Grunde überhaupt nichts zu tun. Sie entfremdet sich vom Produkt und auch von anderen Arbeiter_innen, mit denen sie in Konkurrenz tritt, da sie daran gemessen wird, wie viel Arbeitskraft sie im Vergleich zu anderen aufbringt. Der Kapitalismus funktioniert eigentlich total einfach. Ihm geht es um die Kapitalakkumulation, also die Anhäufung von Kapital. Dafür benötigt er Waren, welche hergestellt werden müssen. Helga selbst hat eine Ware zu bieten: ihre eigene Arbeitskraft. Und da sie ihre Miete zahlen sowie Lebensmittel einkaufen gehen muss und sich ab und zu auch mal etwas gönnen will, verkauft sie ihre Arbeitskraft, tritt in dieses kapitalistische Produktionsprinzip ein und wird Teil dessen. Der Lohn den sie bekommt reicht in der Regel nur für die eigene Subsistenz und um den Akku wieder aufzuladen, damit sie am nächsten Tag wieder Ventilatoren herstellen kann, also lohnarbeiten gehen kann. Soziale oder ökologische Verträglichkeit sind dem Kapitalismus relativ egal, solange die Kapitalakkumulation nicht gefährdet scheint.

Arbeit als Zwangsverhältnis

Lohnarbeit ist gewissermaßen also ein Zwangsverhältnis, aus dem auszubrechen nur schwer möglich ist. Nur wenigen Menschen ist es vorbehalten Dinge zu tun, die sie wirklich mache

Rien faire comme une bête…

„…auf dem Wasser liegen und friedlich in den Himmel schauen, […] könnte an Stelle von Prozess, Tun, Erfüllen treten“. Wenn wir euch nun nur noch erklären, dass diese komischen Wörter da oben französisch sind, von Theodor W. Adorno stammen und schlicht zum fröhlichen Nichtstun auffordern, könnte gemeint werden, es sei alles gesagt. Klingt ja immerhin total sympathisch – einfach nix machen, wozu ich keine Lust habe, nicht mehr arbeiten – mache ich, läuft! Leider geht es so einfach dann doch nicht. Die Verhältnisse sind es, die uns dazu zwingen, eben doch einer Arbeit nachgehen zu müssen. Aber Momentchen mal – was ist Arbeit eigentlich? Viele würden sagen, dass das total wichtig wäre, was würden wir schließlich sonst den ganzen Tag lang treiben? Andere würden sagen, dass sie einfach nur ziemlich nervig ist. – Es haben wohl beide Seiten gleichermaßen recht. Es kommt nämlich auf den Begriff an. Leider, leider leben wir immer noch im Kapitalismus und Arbeit im Kapitalismus heißt in aller Regel Lohnarbeit.

Kapitalismus? Aber uns geht’s doch gut?

Was das heißt, hat Karl Marx ziemlich treffend analysiert. So hat ein Gegenstand, ein Ventilator zum Beispiel, den ein_e Arbeiter_in herstellt, nehmen wir im Beispiel mal Helga, keinen tatsächlichen nützlichen Gebrauchswert für Helga. Sie stellt den Ventilator her, nicht weil sie ihn gerade braucht, ihr die Herstellung besonders viel Spaß bereitet oder das die Erfüllung ihres Lebens ist. Sie stellt ihn her, weil sie auf den Lohn dieser Arbeit angewiesen ist, schlicht um zu überleben. Mit dem Ventilator und dem, was danach mit ihm passiert, hat sie im Grunde überhaupt nichts zu tun. Sie entfremdet sich vom Produkt und auch von anderen Arbeiter_innen, mit denen sie in Konkurrenz tritt, da sie daran gemessen wird, wie viel Arbeitskraft sie im Vergleich zu anderen aufbringt. Der Kapitalismus funktioniert eigentlich total einfach. Ihm geht es um die Kapitalakkumulation, also die Anhäufung von Kapital. Dafür benötigt er Waren, welche hergestellt werden müssen. Helga selbst hat eine Ware zu bieten: ihre eigene Arbeitskraft. Und da sie ihre Miete zahlen sowie Lebensmittel einkaufen gehen muss und sich ab und zu auch mal etwas gönnen will, verkauft sie ihre Arbeitskraft, tritt in dieses kapitalistische Produktionsprinzip ein und wird Teil dessen. Der Lohn den sie bekommt reicht in der Regel nur für die eigene Subsistenz und um den Akku wieder aufzuladen, damit sie am nächsten Tag wieder Ventilatoren herstellen kann, also lohnarbeiten gehen kann. Soziale oder ökologische Verträglichkeit sind dem Kapitalismus relativ egal, solange die Kapitalakkumulation nicht gefährdet scheint.

Arbeit als Zwangsverhältnis

Lohnarbeit ist gewissermaßen also ein Zwangsverhältnis, aus dem auszubrechen nur schwer möglich ist. Nur wenigen Menschen ist es vorbehalten Dinge zu tun, die sie wirklich machen möchten und die ihnen Spaß bereiten. – dann allerdings auch im System der kapitalistischen Lohnarbeit. Schaut man* darauf wie sich Arbeit entwickelt hat, so sieht man*, dass sich doch auf den ersten Blick einiges gewandelt hat. Es haben sich Gewerkschaften gebildet, es gibt Urlaub, die Löhne werden ab und zu etwas angehoben, die Arbeiter_innen haben bessere Arbeitsbedingungen und sind versichert. Schön und gut. Alle Anpassungen bisher waren jedoch einfach nur welche, die die kapitalistische Funktionslogik etwas erträglicher erscheinen ließen und lediglich an der Oberfläche kratzen. So eine Art Placebo. Man* kann es sich zwar einreden, aber wirklich besser wird’s nicht. Dadurch wird diese Produktionslogik nur immer weiter reproduziert, Helga regt sich nicht über ihre Arbeit auf, schließlich hat sie jetzt einen Urlaubstag mehr. Dabei bringt Arbeit heute total neue negative Aspekte mit sich. Die Stechuhr hängt zwar nicht mehr im Betrieb, dennoch ist sie nicht verschwunden. Arbeiter_innen müssen flexibel sein, rund um die Uhr erreichbar, müssen Überstunden machen, damit das Projekt noch fertig wird, obwohl das Kind zuhause den 10. Geburtstag feiert. Sowohl psychischer als auch physischer Stress nimmt zu. Wirft man* einen kurzen Blick auf die Wortherkunft des Wortes „Arbeit“ so stößt man* spannenderweise darauf, dass das Wort „arabeit“ im Althochdeutschen, nichts anderes als Mühsal, Not und Bedrängnis hieß. Gut tausend Jahre später kann man* feststellen: Stimmt! Ziel aus Sicht einer progressiven und emanzipatorischen Linken, welche für ein selbstbestimmtes Leben kämpft, muss es also sein, den Menschen aus diesem Zwangsverhältnis zu heben.

Schluss mit dem Abfeiern von Arbeit!

Dass Arbeit quer durch die Gesellschaft und die politische Landschaft als etwas total tolles beladen ist, merkt man* jedes Jahr spätestens zum Tag der Arbeit, dem 1. Mai. In nahezu jedem Ort gibt es Gewerkschaftsdemos. Endlich mal richtig nice die Arbeit abfeiern! Arbeit erscheint als das wesentliche, sinnstiftende, ja konstitutive Element des Menschen im 21. Jahrhundert. Es bleibt jedoch nichts als ein ausbeuterisches Zwangsverhältnis, das uns Zeit für die schönen Dinge im Leben nimmt. Beispielsweise einfach mal auf dem Wasser liegen und in den Himmel zu blicken. Das Abfeiern und Fanatisieren von Arbeit ist im Übrigen auch nicht ganz ungefährlich. Diejenigen, die der Arbeit am meisten Lob gepriesen haben, waren nicht selten die größten und gefährlichsten Trottel und vor allem Antisemiten. Martin Luther, Vordenker des »protestantischen Arbeitsethos« und Autor von „Von den Juden und ihren Lügen“. Henry Ford, mit seinem Pamphlet „Der internationale Jude“, für den es „nichts Abscheulicheres […] als ein müßiges Leben“ gab. Und nicht zuletzt Adolf Hitler, der in „Mein Kampf“ den „Sieg des Gedankens der schaffenden Arbeit, die selbst ewig antisemitisch war und antisemitisch sein wird“ verkündete. Wie ernst er das gemeint hatte, konnte man* später über den Toren des Vernichtungslagers Auschwitz lesen: „Arbeit macht frei“. Arbeitsfanatismus und Antisemitismus sind oft nicht weit voneinander entfernt. „Ehrliche, schaffende Arbeit“ sieht sich durch die Personifikation „des bösen, raffenden Geldes“, also den Juden, um den gerechten Lohn gebracht. Gerade in einer politischen Linken entsteht aus einer antikapitalistischen Argumentation heraus oftmals eine antisemitische oder wenigstens mit antisemitischen Bildern untersetzte. Wir fordern eine grundlegende Kritik am Kapitalismus und dessen Logik. Jedoch darf Kapitalismuskritik nicht an Einzelne geknüpft sein. Wir alle sind Teil der Produktionslogik, nicht nur einige wenige.

Digitalisierung der Arbeit

Industrie 4.0, Arbeit 4.0 – solche Begriffe hört man* immer häufiger. Dahinter steckt die Digitalisierung der Arbeit. Maschinen erledigen Dinge, die sonst Menschen erledigen. Arbeit wird flexibel, von quasi überall kann gearbeitet werden. Derartige Prozesse birgen insofern emanzipatorisches Potenzial, als dass die Arbeiter_innen nicht mehr alles selbst machen müssen und eigentlich mehr Zeit zu haben scheinen. Leider ist der Arbeitsfetisch so in den Köpfen präsent, dass dies nicht dazu führt, dass die Menschen eine Chance darin sehen sich in den produktiven Müßiggang zu befreien, sondern Angst davor entwickeln, bald ohne Arbeit dazustehen, da ihre angebotene Arbeitskraft auch von der Maschine (die keinen Urlaub braucht, keine Gehaltserhöhung fordert und vielleicht sogar noch schneller und präziser arbeitet) ersetzt wird. Digitalisierung und Arbeit 4.0 überwinden Lohnarbeit und deren Folgen nicht, sie gehorchen der gleichen Logik und schaffen nur neue Anreize, welche letztlich zur kapitalistischen Reproduktion führen. Die Arbeit geht durch Digitalisierung nicht aus, es werden nur stets neue, bizarre Jobs geschaffen. Ein progressives, linkes Zukunftsmodell der Arbeit soll keines der Lohnarbeit 4.0, 5.0, 10.0 sein, sondern vor allem ein Abrücken vom Abhängigkeitsverhältnis Lohnarbeit und ein Recht auf Faulheit, welchem die Möglichkeit zur Faulheit innewohnt, darstellen. Dafür sehen wir in der Digitalisierung Chancen, die ein neues Verständnis von Arbeit anstoßen können. In Anbetracht all dessen erscheint uns auch das festhalten am Irrsinn der 40-Stunden-Woche, immerhin einem Relikt aus dem 19. Jahrhundert, absurd. Wir haben keine Angst vor Fortschritt, sondern müssen ihn für linke, emanzipatorische Projekte nutzen. Es reicht jedoch nicht nur darum nicht, die nötigen Maschinen lediglich zu besitzen, sondern es muss auch gefragt werden, wem diese dann letztlich gehören und zu welchem und wessen Zweck sie eingesetzt werden.

Nur am Meckern! Was ist denn euer Bild von Arbeit?

Für uns ist Arbeit nicht gleich Lohnarbeit. Arbeit ist genauso gut Wäsche waschen, Kiddies beim Sportverein trainieren, seinen Garten pflegen, politische Arbeit and so on. Nur weil durch diese kein Kapital produziert wird, heißt das nicht, dass diese Formen unwichtiger sind – im Gegenteil. Sie nutzen einer Person, um sich selbst zu verwirklichen. Sie nutzen anderen, weil sie für das soziale, gesellschaftliche Wohl hinarbeiten. Wiederum heißt das nicht, dass diejenigen, die weiterhin Ventilatoren herstellen wollen das nicht nun nicht mehr sollen. Nö! Jede_r wie wie sie_er will und Lust hat. Gleichbedeutend sollen die, die Lust haben überhaupt nichts zu machen, auch das tun dürfen. Für ein Recht auf Faulheit! Für das alles bedarf es aber ein gesellschaftliches Umdenken in der Gesellschaft. Weg vom Mythos der Lohnarbeit, hin zu einem selbstbestimmten Tag.

BGE als Transformationsprojekt

Dieses Umdenken, weg von Lohnarbeit kommt nunmal nicht von heute auf morgen. Die linksjugend [‘solid] Sachsen fordert die Einführung eines solidarisch finanzierten Bedingungslosen Grundeinkommens (in Folge: BGE). Das heißt, dass alle Menschen einen existenzsichernden Grundbetrag ausgezahlt bekommen, sich also Miete und was zur Daseinsvorsorge gehört leisten können, plus ein wenig Geld, für „sich mal gönnen“. – Luxus für alle sozusagen. Das führt dazu, dass sie sich nicht mehr in den Zwang der Lohnarbeit begeben müssen, sondern abgesichert sind. Also auch Zeit für andere Sachen haben, für die sie vorher keine hatten. Eben Garten pflegen, Kiddies trainieren, politische Arbeit machen, rundum: sinnvolle gesellschaftliche Arbeit verrichten. Alle, die sich oben drauf noch etwas verdienen wollen, sollen das tun. Nun kommt aus vielen Richtungen oftmals Kritik. Die einen sagen, damit lebe man* aber noch nicht im Kommunismus. Joa, stimmt. Dennoch sehen wir im BGE eine Möglichkeit, welche einen Transformationsprozess heraus aus einer kapitalistischen Gesellschaft und Produktion anleiten kann. Menschen denken über den Begriff der Arbeit nach und haben vor allem auch die Chance dazu, der Lohnarbeit zu entfliehen und Zeit für anderes haben. Außerdem kann ein BGE eine urlinke Forderung, nämlich der nach Umverteilung, mitdenken. Eine solidarische Finanzierungsmöglichkeit ist, dass Vielverdiener_innen mehr Steuern zahlen, welche in die Finanzierung des BGE fließen. Daher fordern wir auch die Wiedereinführung der Vermögenssteuer und die Anhebung des Spitzensteuersatzes. Sachsen soll sich überall da, wo es bundespolitisch Einfluss nehmen kann, besonders im Bundesrat, für ein solidarisches Bedingungsloses Grundeinkommen einsetzen.

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit

Bis es so weit ist fordern, wir die Angleichung der Löhne von West- nach Ostdeutschland und von Männern und FLINTA*. Jeweils sind die Lohnunterschiede noch riesig. Auch Tagelöhner_innen, Leiharbeiter_innen, welche zum Teil bis zu 40% weniger Geld bekommen, sowie Menschen, die in sogenannten Behindertenwerkstätten arbeiten, verdienen den gleichen Lohn wie alle anderen auch. Außerdem müssen die Löhne so angehoben werden, dass die Existenzsicherung auch im Rentenalter noch gegeben ist.

Vorhandene Arbeit fair teilen

Wir fordern außerdem die Umverteilung der vorhandenen Erwerbsarbeit durch die Einführung von zwangsfreien Teilzeitmodellen mit entsprechendem Lohnausgleich, solange es keinen anderen Ausgleich (z. B. Grundeinkommen) gibt. Wünschenswert wäre hier die Schaffung eines öffentlich geförderten Beschäftigungssektors jenseits neoliberaler Marktideologie, damit auch nicht profitorientierte Tätigkeiten im kulturellen, sozialen und ökologischen Bereich angemessen entlohnt werden. Ebenso möchten wir einen Modellversuch zur Arbeitszeitverkürzung im öffentlichen Sektor, z.B. der Landesverwaltung, nach isländischem Vorbild. Wir fordern das Grundrecht auf freie Wahl der Ausbildung und des Berufs. Auch Menschen mit sogenannter Behinderung müssen Chancen auf dem freien Arbeitsmarkt haben.

Mitmischen in Wirtschaft und Arbeitswelt

Die Demokratisierung von Wirtschaft und Arbeitswelt ist unabdingbar. Die Verfügungsgewalt über die Produktionsmittel und -bedingungen soll nicht in den Händen Einzelner liegen, sondern kollektiv übernommen und gestaltet werden. Konkret fordern wir die Umsetzung und den weiteren Ausbau der Möglichkeiten betrieblicher Mitbestimmung. Gerade bei großen Umbrüchen, wie z.B. durch die Digitalisierung oder die Klimakrise, müssen die Betriebsräte mitreden können. Wenn Unternehmen gewerkschaftliche- und Betriebsratsarbeit behindern, müssen sie in Sachsen konsequent zur Rechenschaft gezogen und stärker sanktioniert werden. Arbeitgeber*innen müssen veröffentlichen, was sie ihren Arbeitnehmer*innen zahlen. Denn Transparenz ist ohnehin sinnvoll und es kann ein Mittel sein, FLINTA* endlich den gleichen Lohn wie Männern zu ermöglichen. Besteht kein Betriebsrat muss es wenigstens regelmäßige verpflichtend stattfindende Versammlungen der Arbeiter*innenschaft geben und dort über die Rechte, wie die Gründung einer Vertretung, aufgeklärt werden. Außerdem brauchen die Jugend- und Auszubildendenvertretungen (JAVs) mehr Macht – auch im oder gegenüber dem Betriebsrat selbst.

Mit der Quote gegen die patriarchale Macht des Marktes

Nach wie vor finden sich in den oberen Etagen vieler Unternehmen kaum FLINTA*. Diese enorme Unterrepräsentierung wird sich durch freundliche Übereinkünfte und Versprechen seitens der Herren in den Chefetagen nicht einlösen lassen. Wir fordern daher eine verbindliche FLINTA*-Quote in Höhe von mindestens 50% für Führungspositionen, Aufsichtsräte und Betriebsratsvorsitzende in mittleren und großen Unternehmen. Wie immer bei allen anderen Quoten, soll auch diese keine Seite diskriminieren, sondern lediglich die andere notwendigerweise legitimieren.

Druck machen durch Mindeststandards

Viele dieser Forderungen lassen sich gesetzlich im Land nicht beschließen. Aber das Land Sachsen ist einer der größten Auftraggeber für Unternehmen und kann daher all diese Positionen als Mindeststandards bei der Auftragsvergabe beschließen. Kein Unternehmen, das diese Mindeststandards nicht erfüllt, kann dann öffentliche Aufträge erhalten. Zu diesen Mindeststandards gehören Regelungen, die Tarifabschlüsse, Lohn und betriebliche Mitbestimmung, aber auch Genderaspekte und ökologische Fragen  betreffen. Das muss das Land bei seinen landeseigenen Betrieben und Beschäftigen natürlich auch durchsetzen. Das bedeutet für uns einen Landesmindestlohn in der Verwaltung und Beteiligungsunternehmen nach dem Vorbild von Berlin. Nur weil Arbeitsmarktpolitik vor allem vom Bund gemacht wird, darf sich Sachsen nicht aus der Verantwortung ziehen. Das Land muss Anreize für gute Arbeitsbedingungen, wie z. B. Tarifbindung setzen. Denn hier gehört unser Bundesland mal wieder zu einem der Schlusslichter.

Schutz vor Ausnutzung

Geltende Schutzvorschriften, wie zum Beispiel das Jugendarbeitsschutzgesetz, wollen wir erhalten, ausbauen und deren Einhaltung strengerer staatlicher Kontrolle unterstellen. Dazu gehört auch eine konsequente Sanktionierung der Verstöße, z. B. in der freien Wirtschaft. Die Wirtschaft sollte nicht aus ihrer Pflicht zur Ausbildung entlassen werden, aber öffentliche Einrichtungen sind hier wesentlich stärker als bisher zur Ausbildung zu verpflichten. Nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildung wollen wir durch eine ausbildungsgerechte und am besten unbefristete Übernahme die Möglichkeit zum Einstieg ins Berufsleben erhalten. Neben der Pflicht des Bundes, Auszubildendenrechte zu stärken, wollen wir in Sachsen eine staatliche, gut ausgestattete, gewerkschaftsnahe Beratungs- und Beschwerdestelle für Auszubildende, deren Arbeitsrechte verletzt werden, die Verstößen schnell nachgeht und die Arbeitsgeber*innen zu sanktionieren. Außerdem fordern wir durch eine umlagefinanzierte Ausbildungsvergütung die Bezuschussung der Gehälter von Auszubildenden mit 200 € monatlich durch den Freistaat Sachsen. Auch Praktika werden vielfach in ausbeuterischen Verhältnissen durchgeführt, insbesondere bei jungen Menschen. Wir setzen uns deswegen ebenso für eine Mindestvergütung von Praktika ein.

Wir fordern:

Abstrakt:

  • Das Ende der Lohnarbeit – Ein Ende dem Arbeitszwang
  • Schluss mit der personifizierten Kapitalismuskritik – auch du bist Kapitalismus

Konkret:

  • Einführung eines existenzsichernden, solidarischen Bedingungslosen Grundeinkommens
  • Weg von der 40-Stunden-Woche hin zur 4 Tage 20-Stunden-Woche
  • Progressive Besteuerung aller privaten Einkommensarten und Erhöhung der Spitzensteuersätze, Wiedereinführung der Vermögenssteuer
  • Einführung von zwangsfreien Teilzeitmodellen mit entsprechendem Lohnausgleich
  • Bildungsurlaub von 10 Tagen in Sachsen
  • Gleichen Lohn für gleiche Arbeit
  • Grundrecht freie Wahl von Ausbildung und Beruf
  • Mindeststandards in Sachsen, sodass der Freistaat überall dort, wo er seine Finger im Spiel hat, versucht, das faktisch durchzusetzen, was er rein gesetzlich alleine nicht durchsetzen kann: Regelungen, die Lohn, Genderaspekte, ökologische Fragen und betriebliche Mitbestimmung betreffen
  • gute Arbeitsbedingungen in landeseigenen Betrieben, z. B. durch Landesmindestlohn oder Modellversuche zur Arbeitszeitverkürzung in eigener Verwaltung
  • sächsische Beratungs- und Beschwerdestelle für Azubis, deren Arbeitnehmer*innenrecht verletzt werden
  • Bezuschussung der Ausbildungsvergütung mit 200 € monatlich